Stadt bei Nacht mit Straße und Bäumen in Allee-Form

Sommernachtflair

Es ist der Hauch der warmen Sommernacht, deren magische Kraft mich aus den 4 Wänden herauszehrt, während alle gefesselt vor der Mattscheibe liegen. Lust auf eine Reise auf Inlineskates durch die Nachtwelt einer Großstadt? Machen wir die Nacht zum Tag.

Wer im Dunkeln sitzt, zündet sich einen Traum an. Nelly Sachs

Begleiter

Nur selten gelingt es mir Kollegen aus der Schwere des Alltags mitzureißen und so ergebe ich mich oft allein, der Faszination über die Straßen großer Städte bei Nacht zu schweben. Es beginnt auf der Treppe vor der Haustür, wenn ich mich auf meine startklaren Schuhe hebe. Auf meinem Weg durch das Rauschen in den Bäumen begleiten die zirpenden Heuschrecken mich. Für einen Städter ist es exotisch die Ruhe zu spüren, zwischen all den hetzigen Zeiten zwischen Autos und Menschen.

Wenn sich nicht mal der Mond dazu gesellt, ist die Sichtweite begrenzt. Meine Taschenlampe lasse ich stecken, ich kenne den Weg und immer wieder spendet die Stadt noch Licht. Je verlassener man da draußen ist, desto lauter hört man das Flüstern des warmen Sommerwinds. Sein frisch riechender Hauch nährt die Energiequelle meiner Beine. Die lähmende Gluthitze der Tagessonne ist wie weggeblasen — Ein Unterschied wie Tag und Nacht.

So führt mich mein Weg in die Stadt. Acht Kilometer trennen mich von dem Ort, an dem es Leben geben sollte. Meine Skates tragen mich von einer Seite der Straße zur anderen. Autos begegnen mir selten wie Sternschnuppen von der Milchstraße. Nur 24h Tankwärter sehen mein Gesicht im Licht, bei den Gelegenheiten zum Auftanken. Doch wo ist mein Ziel?

Unzählige Ziele

Der Weg durch eine sternenklare Nacht ist manchmal Ziel genug. Sehr schön kann man sie auf dem Parkdeck des Saturns genießen. Nicht wegen Geilheit auf Geiz, sondern weil man hier ein perfektes Ambiente findet, um fernab des Straßenverkehrs Ringe zu düsen, wie ein Märchen aus Tausend-und-einer-Nacht:

Im Firmenzeichen leuchtet der riesige Planet Saturn mit den Ringen auf Augenhöhe. Der ebene Untergrund des weiten Parkdecks schimmert im orangenen Natriumlicht der Laternen und lädt zum schnellen und sanften Skaten ein.

Die Auf- und Abfahrten sorgen für Geschwindigkeitsschübe und die Kurven dazwischen halten die Rollen auf Temperatur. Wer hätte nicht Lust sich nachts in den Kreis gleich gesinnter Skater einzureihen? Und mit ihnen in einer Arena zu fahren, die einem Eisstadion gleicht?

Wo sind sie?

Doch selbst auf solchen "Highlight"-Plätzen taucht selten jemand auf, der teilnimmt. Die Wege sind so leer, dass man nachts überall schreien könnte und es verhallt echolos. Wer sich allein betätigt, den fesseln Playstation, Fernseher und Pizzaservice wohl mehr. Und die letzten Nachtschwärmer fühlen sich allen Anschein nach nur im Kneipenlicht wohl.

Sport ist ja nicht tot. Die Fitnesscenter laufen richtig gut. Nur die Fahrradständer davor stehen leer da. Die Zeit draußen zu vertreiben liegt fern. Man kann ja auch ins Solarium, um so auzusehen, wie Leute die rausgehen.

Das spontane Besuchen ist nicht immer erwünscht, weil keiner aufmacht, wenn man nicht vorher angerufen hat. So bekam die technische Freiheit sogar die wirkliche Freiheit in den Würgegriff.

Auch in großen Städten sind die Straßen nachts sehr leer. Selbst wenn mal ein Gewitter meine Fahrt durch die Nacht unterbricht und ich eine Haltestelle zum Unterstellen aufsuche, finde ich keinen. Doch das ist auch nicht anders, wenn die Sonne aufgegangen ist. Kein Wunder, dass auf das erste Sonnenbad im Freibad auch der Sonnenbrand folgt.